... ist aber echt mal ein richtig schlechter Scherz. Oder auch: so albern, daß man vor Lachen kaum an sich halten kann.

Man bedenke: sie lösen den gesamten Laden auf und feuern uns alle. Und was steht in der Kündigung?

Leider sehen wir uns gezwungen, Ihr (...) Arbeitsverhältnis fristgemäß zum 31. März 2007 zu kündigen. Wir bedauern diese Entwicklung und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute. Mit freundlichen Grüßen...

Tut uns leid, Tschüß. Keine Angabe von Gründen. Natürlich auch keine Abfindung. Die können nicht ernsthaft glauben, daß wir jetzt alle einfach so nach Hause gehen - oder?

Freu mich auf den Termin beim Anwalt, heute Abend :)

Ja, ich suche nach einem anderen Job. Ja, ich bin nur allzu bereit, dafür auch meinen Wohnort zu wechseln. Ja, ich bin offen für Neues und gern auch Bizarres.

Aber wie um alles in der Welt kann man ernsthaft darauf kommen, ich wäre bereit, in Wetzlar zu arbeiten? Macht das überhaupt irgend jemand, der nicht dazu gezwungen ist?

Hatte ich schon erwähnt, daß ich Kleinstädte verabscheue? (Hat es eigentlich einen bestimmten Grund, daß das "Stadt" in "Stadt Wetzlar" im Header der örtlichen Website kursiv gesetzt ist? Will man da trotzig behaupten, etwas anderes als ein Fleckchen zu sein?) Und wo liegt das Ding eigentlich? Hessisch-Neu-Guinea?

Ah ja. Sehe gerade, daß Goethe auch mal dort war. Und was muß ich da lesen? Ihm erschien (...) die Stadt trotz ihrer reizvollen Lage an den Hängen des Flusstals der Lahn wenig einladend. Offenbar sogar so wenig, daß er sie zur Kulisse für die Leiden des jungen Werther machte. Na dann...

Das kann ich gerade. Und es ist nicht schön.

Um die Heilung einer kleinen Wunde im Mundraum zu beschleunigen, darf ich derzeit Vitamin B-Kapseln einnehmen. Deren Hülle dufterweise aus Gelatine besteht.

Da heißt es also zweimal täglich: Kapseln aufpuhlen, das die Finger verfärbende Pulver auf ein Löffelchen schütten und das bittere Zeug mit viel Flüssigkeit irgendwie runterwürgen. Lecker.

Niedlich allerdings finde ich, daß auf der Packung "Vitamin B-Komplex" steht. Wußte ich's doch, ich hab Komplexe. Naja, einen jedenfalls.

Äh. Pardon.

Es war seit Wochen geplant. Dann war tagelang kein Ticket verfügbar - jedenfalls nicht zum gewünschten Termin, zum gewünschten Preis. Heute früh dann die Erlösung: expedia listet es wieder! Also flugs buchen. Oder es versuchen - denn das Resultat war stets nur ein "Ihre Buchung kann nicht abgeschlossen werden." Auch telefonisch kam ich nicht weiter: "Wir kriegen aktuell keine Verbindung zum Rechner der Airline." Leise Sorge macht sich breit...

Jetzt aber doch. Alles gut. Weihnachten in Singapur, Silvester in Hong Kong.

Das Jahr hört also spannend auf. Wie es auch angefangen hat. Hoffentlich geht es in 2007 aber um einiges spannender weiter... ;)

Berlin will mich nicht zurück. Düsseldorf zickt und ziert sich. Nach München zieht mich aber auch rein gar nichts. Hamburg hat sich dann doch gegen mich entschieden. Wien schweigt. Zürich lehnt dankend ab. Jetzt komm mir aber bitte keiner mit Stuttgart. Also wohl doch in Frankfurt bleiben. Tolle Perspektive.

Oder hat jemand noch eine Idee übrig?

Freundliche Fragen, via Wondergirl:

Fünf Dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:

- einen aufregenden, befriedigenden Job
- ein paar relevante Awards
- einen Jungbrunnen
- Spaß am Autofahren
- makellose Haut

Fünf Dinge, die ich habe, aber lieber nicht hätte:

- Nikotinsucht
- dumme Haare
- ständige Müdigkeit
- Hang zu Depressionen
- Antriebsschwäche

Fünf Dinge, die ich nicht habe und auch nicht haben möchte:

- Haarausfall
- Fettleibigkeit
- Selbstverliebtheit
- Spießigkeit
- Ein Panini-Sammelalbum der WM 1974

Fünf Dinge, die ich habe, und aus keinem Grund der Welt missen möchte:

- meine Erinnerungen
- Musik
- einen Funken Hoffnung
- Sehnsucht
- Menschen, auf die ich zählen kann

Fünf Menschen, denen ich das Stöckchen weiter reiche:
Mademoiselle H'ai-f'isch, Lizzy, das Werbewunderland, tja, und das war es auch schon, ich hab nämlich keine Freunde ;(

So. Da habe ich mich also übers Wochenende mal wieder in meine mehr-oder-minder-Heimatstadt begeben. Aus Vorstellungsgesprächgründen. Nun ist es ja nicht weiter ungewöhnlich, daß man bei solchen Trips akute Nostalgie-Flashs erlebt, längst vergangenen Bekanntschaften über den Weg läuft oder verblüfft feststellen muß, wie vertraut einem eine Örtlichkeit noch immer ist, an der man schon seit vielen Jahren kein einziges Mal mehr war.

In diesem speziellen Fall aber war das eindeutig zuviel des Guten. Natürlich, die gallige Grundlage habe ich mir fein selber geschaffen, indem ich mich wider alle Planung und Vernunft auf das ausgerechnet an diesem Samstag stattfindende Treffen meines Abitur-Jahrganges begeben habe. Grundsätzlich hat ein Teil von mir eine gewisse Schwäche für solche Events, und als mir der Termin vor ein paar Monaten mitgeteilt wurde, überlegte ich ganz ernsthaft, hinzugehen. Cancelte diese Überlegungen aber bald wieder: wollte für ein Wiedersehen mit lauter Leuten, die mich ohnehin nicht im Geringsten interessieren, nicht extra nach Berlin fahren; fand das letzte Treffen (vor 5 Jahren) schon schwer langweilig bis deprimierend; war also erleichtert, die Sache mit Vernunft behandelt und abgeblasen zu haben.

Tja, dann kam der genannte Vorstellungstermin ins Spiel. Und dann ist man nun schon mal in der Stadt, die zudem die meisten aktuellen Freunde ausgerechnet an diesem Wochenende verlassen haben, hat nicht wirklich was Besseres zu tun... und landet also schließlich doch in dieser Zeitreisen-Phantasmagorie. Aber hey, sie selbst war gar nicht so furchtbar wie angenommen. Langweilig, unerheblich... klar. Aber erträglich.

Nur ... daß dann ausgerechnet in jener Örtlichkeit auch noch ein ehedem richtig guter Freund rumsitzen mußte, von dem ich seit fast 20 Jahren nichts mehr gehört (und das jetzt auch nicht zuuuu sehr vermißt) hatte... und von dem ich mir dann, allen Ernstes, auch noch eine Moralpredigt bezüglich angeblich verratener "früherer Ideale" anhören durfte (weil ich ja = in der bösen Werbung)... ahhh ... das war schon gruselig. Bizarr. Aber dabei nicht wirklich unterhaltsam.

Meiner Ex-Freundin von vor 13 Jahren über den Weg zu laufen, war dann nicht mehr weiter überraschend. Interessant aber fand ich den mir völlig fremden (?), bedreadlockten, Sonntag früh um elf schon ziemlich betrunken wirkenden Typ im Friedrichshain, der mir entgegenbrüllte: "Ey, ich war mit dir auf dem Gymnasium früher!"

Da konnte ich nur noch "Würde mich nicht mal wundern" antworten.

Vielleicht wär's doch keine so gute Idee, zurück "nach Hause" zu gehen. Oder... gerade?

Liegt's am Sommer, der ja eigentlich seit einiger Zeit schon wieder vorbei ist? Liegt's an irgendwelchen Stoffen, die dem Trinkwasser immer genau dann beigemischt werden, wenn ich stattdessen Bier trinke? Liegt's an Hypnosestrahlen, die nächtens das Land fluten, um mich aber einen Bogen machen?

Was es auch sei, aber aktuell finde ich scheinbar keinen einzigen Freund oder Bekannten (männlich wie weiblich) mehr, der nicht gerade eine Beziehung, eine Affäre, eine neue Freundin sein eigen nennt. Leute, die sich jahrelang solo durchs Leben schleppten (teils der theoretisch grenzenloseren Sexmöglichkeiten wegen, teils aus Unfähigkeit oder Pech oder Mangel an Gelegenheit), brüllen einem ein "Ich hab wieder jemanden!" entgegen. Andere, die quasi beischlaffrei ihr Dasein fristeten, hüpfen wie von der Hummel gestochen auch am Telefon, per Mail oder SMS herum.

Wie auch immer, ein jeder setzt seine Umwelt (und damit auch mich) glückstrotzend davon in Kenntnis, daß er nun wieder körperliche Aktivitäten unternimmt. Und ich? Habe nicht mal mehr Lust auf Sex. Hmmm.

Es ist Mittwoch Abend. Bester Freund C. und ich haben uns in die Innenstadt gestürzt, um zum ersten Mal freiwillig etwas mehr WM-Atmosphäre zu schnuppern und später hoffentlich mit den Oranjes, die hier heute spielen, angemessen feiern zu können.

Naja. Das Spiel endet 0:0, und so richtig zu Orgien aufgelegt fühlen wir uns hinterher beide nicht mehr. Entschließen uns dann aber doch dazu, auf dem Römer noch ein Bier zu trinken.

Werden von einer Gruppe "Mädels" (verbrauchte Schabracken um die 40) energisch an ihren Tisch gewunken und versäumen es, rechtzeitig zu fliehen. Diejenige, die mich förmlich auf den Platz neben sich auf der Bierbank zerrt, ist dunkelbraun bis schwarz, heißt Lieselotte, befindet sich (wie die anderen auch) im sturztrunken-notgeilen Zustand und trägt allen Ernstes eine schwarz-rot-goldene Federboa um den Hals.

Sie fackelt dann nicht lange und flauscht mich an: "Magst du mit unter meine Boa?" - Mein zaghaftes "Muß das sein?" wird ignoriert, und unter lallenden "Guckt mal, die Lotte hat sich verlobt!"-Rufen ihrer Begleiterinnen zwängt sie mir das nationalige Etwas mit um den Hals und sich noch näher an mich ran. Ohne jeden Anlaß und Zusammenhang gurrt sie mir dann ins Ohr: "Hab ich dir schon gesagt, daß ich auf Sado-Maso stehe?", worauf ich nur noch antworten kann: "Ach, darum die Farbwahl?!"

Ein paar Momente eisigen Schweigens später dürfen wir endlich gehen.

Samstag, 20. Mai
20.13 Uhr
Premiere 13th Street:

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