Two of us sitting alone again in silence
Wondering what your eyes might see me as this time
Sometimes i wish you thought out loud

Brandtson - 12th & Middle

Dieser Text sollte eigentlich schon vor mehr als einer Woche hier erscheinen... aber diverse emotionale Verwirrungen und mal wieder sehr umfangreicher Job-Streß hatten mich am Schreiben gehindert.

Das war es also - das von mir mit großer Spannung erwartete UnderOath-Konzert. Und schon wieder ein völlig neuer Eindruck, den "meine" Szene bei mir hinterlassen hat. Erst eine Woche zuvor erlebte ich bei Destiny ein Hartmann-Spiel ohne Bandagen. Sozusagen die "Was ist bloß aus HC geworden? Der dumme Männerhaufen, gegen den wir mit HC immer angetreten sind."-Spielart. Und jetzt das komplette Gegenteil: Ein Fashion-Victim-Event. Die "HC schafft es endlich in die Bravo. Samt Modestrecke."-Variante.

Jajaichweiß, nichts ist schlimmer als verdrießliches "Früher war alles besser"-Gemaule. Und es WAR ja auch nicht alles besser. Zum Beispiel waren fast nie Frauen auf den Konzerten - und wenn doch, dann vor allen Dingen abgewrackte Punk-Leichen von nur zu vermutendem weiblichen Geschlecht. Aber ich fühlte mich damals wenigstens wie auf einem HC-Konzert, unter (zumindest irgendwo) Gleichgesinnten, als Teil einer SZENE, die sich - und sei es nur in ihrer Ästhetik - im Gegensatz zum Rest der Gesellschaft, ihren Regeln und Konventionen positionierte. Bei diesem Konzert nun aber ... da waren sie. Die gestylten Jüngelchens (entweder im Alkaline Trio-Romantische Todessehnsuchts-Look, oder im klischeehaftesten Emo-Chick - inklusive IDENTISCH in die Stirn gekämmtem Pony). Die überschminkten, offensiv "verführerisch" gekleideten Modepüppchen. Mein Gott, es kamen sogar Leute im Banker-Look, samt Hemd und Krawatte...

Klar - HC is about tolerance and open-minded-ness. Und man wurde schon immer von gewissen Kreisen kritisch beäugt, wenn man etwa das falsche T-Shirt beim richtigen Konzert trug. Aber das hier hatte eine neue Qualität - es sah aus wie in einer typischen Jugend-Disco. Und wohin das ganze ganz schnell führen kann, ist meiner Meinung nach klar: zum Entstehen eines Dress- und Look-Codes auch im HC, der es all denen unmöglich macht, sich wohl und frei zu fühlen, die diesem nicht entsprechen wollen oder können. Und damit hätte "meine" Szene dann alles verspielt, was sie einst so attraktiv für mich machte...

... wenn es dabei aber weiterhin zu so genialen musikalischen Darbietungen wie denen von UnderOath live kommen wird, wäre mir das aber fast schon wieder egal ;) Kurz gesagt: es war die reine Energie ... und es machte mich mindestens einen Abend lang schlicht und einfach verdammt glücklich. Bitte mehr davon :)