Zu Gast bei der UNESCO-Stiftung "Schlechter Montag".
In der Theorie sind Sneak Previews eine tolle Sache. Für wenig Geld und ohne vorgefertigte Erwartungshaltung sitzt man im Kino und ist extrem neugierig darauf, was man gleich zu sehen bekommt: Mit etwas Glück einen interessanten Film, den man unter normalen Umständen links liegen gelassen hätte. Oder einen, den man sich ohnehin angeschaut hätte, aber nun schon ein ganzes Stück im Voraus erleben kann.
In der Praxis mache ich um dieses Konzept seit fast 10 Jahren einen großen Bogen. 1997 mußte ich in einer Sneak nämlich mit Bandits den Bodensatz deutschen Filmschaffens ertragen. Das war eine so gruselige Erfahrung, daß das Thema "blind ins Kino rennen" für mich komplett verbrannt war.
Bis ich es dann gestern mal wieder wagte. Das Kino der Wahl zeigt nur englischsprachige Originalfassungen, darum war teutonisches Totalversagen ja von vorneherein ausgeschlossen. Zudem stehen derzeit einige interessante Filmstarts an, darunter der neueste Teil der "Texas Chainsaw Massacre"-Franchise und vor allem The Fountain, die jüngste Schöpfung von Darren Aronofsky.
Aber, war ja klar. Kurz vor Beginn der Vorstellung hatten wir uns noch darüber unterhalten, was die schlimmste Option wäre. Und waren kurzfristig von The Pursuit of Happyness umgeschwenkt auf ... Genau. Das "Meisterwerk", das uns in der Folge verdammte 142 Minuten lang quälen sollte. Blood Diamond. Mit Leo DiCaprisonne (ho, ho), mit Afrika, mit rudimentärsten Charakterzeichnungen und kitschigster Gutmenschen-Moral-Heuchelei. Widerlich, widerlich, widerlich.
Was wird uns geboten? Das moppelige Leo als rhodesischer Ex-Söldner, jetzt Diamantenschmuggler in Sierra Leone. Bei der Jagd nach Profit geht er wortwörtlich über Leichen. Bis er vom skrupellosen Zyniker zum Edelmann wird, der sich selbst für die gute Sache opfert – natürlich der Liebe wegen. Oder doch eher aufgrund der, na ja, guten Sache? Eigentlich egal, schließlich ist Liebe selbst ja auch eine gute Sache. Vor allem, wenn sie inmitten des Chaos und der zwischenmenschlichen Apokalypse des bösen äh dunklen äh schwarzen Kontinents erblüht. Leider nimmt man Mr. Titanic den kaltblütigen, innerlich längst abgestorbenen Misantrophen erwartungsgemäß nicht eine Sekunde lang ab. Immerhin gibt er sich Mühe beim Intonieren des Afrikaans-Englisch. Inwieweit seine Aussprache authentisch ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber wirkte recht beeindruckend. Jedenfalls definitiv schicker als sein Versuch eines Stoppelbarts.
Dann haben wir das entsprechende female Love Interest, Jennifer Connelly als eine Art Jutta Ditfurth in hübsch. Eine Journalistin, die in jedem Krisengebiet der Welt unerschrocken gegen das Böse und für die Rechte der Opfer kämpft. Eigentlich fehlte nur der Heiligenschein über ihrem Kopf mit dem unspektakulären Gesicht, denn diese Figur dürfte vermutlich sogar Weihwasser pinkeln, so grundgut ist sie gezeichnet.
Und schließlich ist da noch die Nebenrolle, obwohl sie ja eigentlich im Zentrum der Handlung steht: DER Afrikaner als solcher, auftretend wahlweise als a) nobler Held ohne die kleinste Charakterschwäche, b) abgrundtief böses Scheusal, das ohne mit der Wimper zu zucken auch seine "Brüder" niedermetzelt, oder c) naives Opfer mit kindlichem Geist. Do I hear you say racism? Damn right, bro.
Aber hey, das hier ist doch alles gut gemeint. Ein ehrenvoller Film, ein wichtiger, der eine bislang wenig beachtete Opfergruppe thematisiert und uns bösen reichen Erst-Welt-Bewohnern aber mal so richtig knallhart vor Augen führt, welche Folgen unsere Konsumgeilheit hat. (Globalisierung ist muß sterben tun halt, ne?) Und überhaupt, daß Geld- und Machtstreben zu irgendwie ganz fiesen Konsequenzen führt. Außerdem sind Kindersoldaten auch gar nicht gut. Und in Afrika laufen ständig Leoparden, Elefanten und Affen rum (wahrscheinlich, damit wir nicht vergessen, daß der Film eben doch nicht in Schottland spielt). Rebellen, Regierung, scheißegal, korrupt sind sowieso alle, bis auf die Guten natürlich; und am Ende können Liebe und Menschlichkeit Berge versetzen. Und die westliche Öffentlichkeit in eine gerechtigkeitsgeile Meute verwandeln.
Gut gemeint... Genau: Das Gegenteil von gut gemacht. Zusammengefaßt: "Blood Diamond" ist ein schwerer Oscar-Kandidat. Und schwer zu ertragen. Jedenfalls für jeden Menschen mit Interesse an auch nur ansatzweise realistischen Charakterzeichnungen, Storylines und Filmästhetik. Sozialpädagogen und UNICEF-Förderer dürften hierbei dagegen permanent kurz vorm Orgasmus stehen.
Buah. Jetzt muß ich erstmal wieder mindestens 5 niederträchtige Slasherfilme in Folge gucken, bis ich diesen Schleim von meiner Seele gespült bekomme.
In der Praxis mache ich um dieses Konzept seit fast 10 Jahren einen großen Bogen. 1997 mußte ich in einer Sneak nämlich mit Bandits den Bodensatz deutschen Filmschaffens ertragen. Das war eine so gruselige Erfahrung, daß das Thema "blind ins Kino rennen" für mich komplett verbrannt war.
Bis ich es dann gestern mal wieder wagte. Das Kino der Wahl zeigt nur englischsprachige Originalfassungen, darum war teutonisches Totalversagen ja von vorneherein ausgeschlossen. Zudem stehen derzeit einige interessante Filmstarts an, darunter der neueste Teil der "Texas Chainsaw Massacre"-Franchise und vor allem The Fountain, die jüngste Schöpfung von Darren Aronofsky.
Aber, war ja klar. Kurz vor Beginn der Vorstellung hatten wir uns noch darüber unterhalten, was die schlimmste Option wäre. Und waren kurzfristig von The Pursuit of Happyness umgeschwenkt auf ... Genau. Das "Meisterwerk", das uns in der Folge verdammte 142 Minuten lang quälen sollte. Blood Diamond. Mit Leo DiCaprisonne (ho, ho), mit Afrika, mit rudimentärsten Charakterzeichnungen und kitschigster Gutmenschen-Moral-Heuchelei. Widerlich, widerlich, widerlich.
Was wird uns geboten? Das moppelige Leo als rhodesischer Ex-Söldner, jetzt Diamantenschmuggler in Sierra Leone. Bei der Jagd nach Profit geht er wortwörtlich über Leichen. Bis er vom skrupellosen Zyniker zum Edelmann wird, der sich selbst für die gute Sache opfert – natürlich der Liebe wegen. Oder doch eher aufgrund der, na ja, guten Sache? Eigentlich egal, schließlich ist Liebe selbst ja auch eine gute Sache. Vor allem, wenn sie inmitten des Chaos und der zwischenmenschlichen Apokalypse des bösen äh dunklen äh schwarzen Kontinents erblüht. Leider nimmt man Mr. Titanic den kaltblütigen, innerlich längst abgestorbenen Misantrophen erwartungsgemäß nicht eine Sekunde lang ab. Immerhin gibt er sich Mühe beim Intonieren des Afrikaans-Englisch. Inwieweit seine Aussprache authentisch ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber wirkte recht beeindruckend. Jedenfalls definitiv schicker als sein Versuch eines Stoppelbarts.
Dann haben wir das entsprechende female Love Interest, Jennifer Connelly als eine Art Jutta Ditfurth in hübsch. Eine Journalistin, die in jedem Krisengebiet der Welt unerschrocken gegen das Böse und für die Rechte der Opfer kämpft. Eigentlich fehlte nur der Heiligenschein über ihrem Kopf mit dem unspektakulären Gesicht, denn diese Figur dürfte vermutlich sogar Weihwasser pinkeln, so grundgut ist sie gezeichnet.
Und schließlich ist da noch die Nebenrolle, obwohl sie ja eigentlich im Zentrum der Handlung steht: DER Afrikaner als solcher, auftretend wahlweise als a) nobler Held ohne die kleinste Charakterschwäche, b) abgrundtief böses Scheusal, das ohne mit der Wimper zu zucken auch seine "Brüder" niedermetzelt, oder c) naives Opfer mit kindlichem Geist. Do I hear you say racism? Damn right, bro.
Aber hey, das hier ist doch alles gut gemeint. Ein ehrenvoller Film, ein wichtiger, der eine bislang wenig beachtete Opfergruppe thematisiert und uns bösen reichen Erst-Welt-Bewohnern aber mal so richtig knallhart vor Augen führt, welche Folgen unsere Konsumgeilheit hat. (Globalisierung ist muß sterben tun halt, ne?) Und überhaupt, daß Geld- und Machtstreben zu irgendwie ganz fiesen Konsequenzen führt. Außerdem sind Kindersoldaten auch gar nicht gut. Und in Afrika laufen ständig Leoparden, Elefanten und Affen rum (wahrscheinlich, damit wir nicht vergessen, daß der Film eben doch nicht in Schottland spielt). Rebellen, Regierung, scheißegal, korrupt sind sowieso alle, bis auf die Guten natürlich; und am Ende können Liebe und Menschlichkeit Berge versetzen. Und die westliche Öffentlichkeit in eine gerechtigkeitsgeile Meute verwandeln.
Gut gemeint... Genau: Das Gegenteil von gut gemacht. Zusammengefaßt: "Blood Diamond" ist ein schwerer Oscar-Kandidat. Und schwer zu ertragen. Jedenfalls für jeden Menschen mit Interesse an auch nur ansatzweise realistischen Charakterzeichnungen, Storylines und Filmästhetik. Sozialpädagogen und UNICEF-Förderer dürften hierbei dagegen permanent kurz vorm Orgasmus stehen.
Buah. Jetzt muß ich erstmal wieder mindestens 5 niederträchtige Slasherfilme in Folge gucken, bis ich diesen Schleim von meiner Seele gespült bekomme.
todaystomorrow - 16. Jan, 12:52
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks