Kölner Kurzbetrachtungen
- Irritierender, ein wenig: unsere beiden Wohnstätten-Leihgeberinnen, die sich für das nächste halbe Jahr in Australien rum treiben, hatten eine eigene studiVZ-Gruppe für die Suche nach Zwischenmietern aufgemacht. Mit sehr obskuren Leuten auf der Mitgliederliste.
- Tolle Partyfotos aus unserer Küche (damals noch gelb) gibt es in den VZ-Untiefen auch zu entdecken. IN der Küche hingegen: eine bis zum Rand mit Centstücken gefüllte Sammelbüchse mit der Aufschrift "Für Kölsch eine Spende bitte". Scheint oft viel Spaß gemacht zu haben, hier.
- Dagegen sprechen allerdings die zahlreichen blockwartähnlichen sonstigen Hausbewohner (schöne Begegnungen beim offensichtlichen Falschparken meines Fahrrades im Innenhof inklusive).
- Und offiziöse Mitteilungen im Hausflur über "Kinder-Spielzeiten im Hof" sowie darüber, dass die Mitarbeiter des hiesigen müllentsorgenden Unternehmens doch bitte nicht persönlich beleidigt werden sollten.
- Abgesehen davon leben wir hier aber in einem lustigen Haus.
- Das zudem eine bedenkliche Bekanntheit bis weit über die Grenzen Ehrenfelds hinaus aufweist. Kein Wunder. Schließlich steht im Blumenbeet genau vor meinem Fenster ein markanter Gartenzwerg. Der nicht nur einen Arm im 90-Grad-Winkel ausgestreckt hält. Sondern dem jemand auch noch den nur allzu gut passenden Gröfaz-Schnäuzer aufs hässliche Antlitz gemalt hat. Neulich auf einer Party erfahren, dass Fotos dieser missgebildeten Kreatur mehrere WG-Küchenpinnwände Kölns zieren.
- Um die Ecke unseres Adolfzwergpalasts residiert ein besserer Einkaufskiosk, der sich stolz "Ihr Nahkauf" nennt. Seit neuestem auch "Gebrauchte Bücher (wie neu) aus allen Bereichen - Jedes Buch nur 1,50 Euro" vertickend. Das weiß ich, weil mit der täglichen Werbeflut in unseren Briefkasten kürzlich auch ein informativer Handzettel des ehrgeizigen Inhabers geflogen kam.
- Handzettel? Pah. Tatsächlich handelte es sich dabei um sowas wie den Nicolas Sarkozy aller Handzettel: vierfarbig, beidseitig bedruckte Hochglanzpappe mit aktuellen Angeboten, einem 50-Cent-Rabattgutschein für den Kauf eines "coffee to go" und der Mitteilung, dass bei Käufen ab 15 Euro Warenwert sogar kostenloser Lieferservice geboten werde. Ich bin sprachlos.
- Da ich aber Werbung gerne wirken lasse (Berufskrankheit), stattete ich dem miefigen kleinen Büdchen vorhin glatt mal wieder einen Besuch ab. Und kaufte nicht nur Zigaretten und Bier, nein, sogar ein 1,50 Euro-Buch. Stephen King, "Dolores". Ich lege eben Wert auf Standesgemäßes.
- Der Höhepunkt meines letztwöchentlichen Erlebens: Samstag Nacht mit einem Kollegen auf ein paar Stunden Amüsement-Suche gewesen. Gestartet auf dem Zwischengeschoss eines U-Bahnhofs, vor dem lokalen Kiosk rauchend ein Bier trinkend. Auftritt KVB-Beamter. "Guten Abend, ich vertrete hier die Stadt Köln. An diesem Kiosk werden keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt. Ich muss Sie deshalb darauf hinweisen, dass Sie Ihr Bier hier zwar trinken, aber es nicht auf dem Tischchen abstellen dürfen."
- Ich schon wieder sprachlos. Noch mehr, als sein Handy bimmelt und er sich meldet mit: "Hier der Neger vom Dienst."
- Köln.
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